Der Todesmarsch von Königsberg zur Bernsteinküste

 

Mitte Januar 1944 war die Region um Königsberg nach der Winteroffensive der Roten Armee  weiträumig eingekesselt.

Die deutsche Bevölkerung floh zu Tausenden gen Westen zum letzten eisfreien Hafen nach Pillau. Währenddessen fand

in Palmnicken, heute Jantarny, das letzte große Massaker in Ostpreußen statt. In Ostpreußen gab es seit der zweiten Hälfte

1944 mit Seerappen, Jesau, Königsberg, Schippenbeil, Gerdauen und Heiligenbeil sechs Außenlager des KZ Stutthof.

Diese Lager wurden ab dem 15. Januar geräumt. Die Gefangenen waren überwiegend junge jüdische Frauen aus

dem Lager Auschwitz. Sie wurden zu Schanzarbeiten gepresst. Auf Gewaltmärschen trieb die SS die Frauen nach Königsberg

und sperrte sie in Keller ehemaliger Fabriken in der Nähe des Nordbahnhofs.

 

Der ca 50 Kilometer lange Todesmarsch an die Bernsteinküste fand am 26. Januar statt. 5000 Menschen marschierten bei klirrender

Kälte völlig unzureichend gekleidet, auf der  Hauptstraße nach Palmnicken. Diejenigen, die zu fliehen versuchten, vor Erschöpfung 

zusammenbrachen oder sich bückten, um vom Straßenrand Schnee gegen den quälenden Durst zu nehmen, wurden sofort erschossen.

Augenzeugen der deutschen Bevölkerung berichten, einzelne Streckenabschnitte seien gesäumt von Leichen gewesen.

Ziel war das Bernsteinbergwerk in Palmnicken. 3000 Häftlinge überlebten den Marsch.

Sie sollten in einem Stollen der stillgelegten Grube Anna eingemauert oder vergast werden. Zuständig für das Bergwerk war der 

Gutsverwalter Feyerabend. Dessen hinhaltender Widerstand machte diesen Plan zunichte.

 

In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar trieb die SS die Gefangenen zum Strand Richtung Süden und trennte kleinere Gruppen von

der lang gezogenen Kolonne. Mit Maschinengewehrfeuer wurde die Menschen in die vereiste Ostsee gejagt. Diejenigen, die nicht

sofort tödlich getroffen wurden, ertranken zwischen den Eisschollen. Oder sie erfroren verwundet nach qualvollen Stunden.

Das Massaker überlebten wohl nur 16 Menschen.

 

Eine der letzten Überlebenden ist Maria Blitz. Sie ist zu sehen auf dem Schlussbild, auf einer Gedenkveranstaltung 2010 in Berlin.

Sie wagte es, vor Palmnicken zu fliehen. Nachdem ihre Schwester auf dem Marsch ermordet wurde.