Ich wusste lange nichts von den Todesmärschen, auf die die Gefangenen der Konzentrationslager 1944/45 im Zuge der Auflösung 

der Lager getrieben wurden. Nichts von dem  Morden auf den Straßen des Deutschen Reichs.

Zufällig, bei der Internetrecherche über Königsberg, dem Geburtsort meiner Mutter, stieß ich auf den Augenzeugenbericht 

Martin Bergaus "Todesmarsch zur Bernsteinküste". Ich war elektrisiert und fassungslos. Ich las zu diesem Thema, 

was ich kriegen konnte und beschloss, dies zu einem Projekt zu machen. Zu einem Buchprojekt, zu einem Projekt des Gedenkens.

Mein Plan war, einzelne Strecken nachzugehen und die Gegenden zu zeigen, durch die die Gefangenen getrieben wurden. 

Am Datum des jeweiligen Todesmarsches.

Ich begann 2009 im April mit dem Marsch von Bremen-Farge nach Neuengamme. 2010 ging ich im Januar die Strecke des Todesmarsches 

von Königsberg zur Bernsteinküste, nach Palmnicken und 2011 die Strecke vom KZ Ravensbrück zum Lager Malchow in Mecklenburg.

Ein Buch ist es noch nicht geworden. So zeige ich das Projekt hier. Ob ich es fortführe, hängt nicht zu letzt von meinen finanziellen Mitteln ab.

Die Fotos sind so layoutet, wie ich sie als Buch gerne hätte. 

         

 

Die Todesmärsche 1944/45 sind das letzte Kapitel der nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen.

Vor der herannahenden Front räumte die SS 1944/45 die Konzentrationslager. Kreuz und quer durch das zusammenbrechende Reich wurden

Hunderttausende auf Gewaltmärsche getrieben. Kein Gefangener sollte lebend in die Hände der Alliierten fallen. Die Menschen waren zerlumpt,

unterernährt und nur mit dem gestreiften Drillich der Lager bekleidet. Der Winter war eisig, das Frühjahr kalt und nass. Die Märsche waren  

bis zu 200 Km lang. Marschiert wurde Tag und Nacht. Durch Städte und Ortschaften. Vorbei an den Häusern der deutschen Bevölkerung.

 

In den Lagern herrschte ein System absoluter Gewalt. Das Ziel, die Vernichtung der Häftlinge, versuchte die SS möglichst zu verheimlichen. 

Auf den Märschen änderte sich das Herrschaftssystem der Lager nicht. Es wurde öffentlich.

 

In den Lagern starben die Menschen entkräftet durch schwerste Arbeit. Völlig unterernährt. Auf den Märschen wurden vor Erschöpfung

zusammengebrochene Häftlinge an Ort und Stelle erschossen. Mit Gewalt hinderte die SS Umstehende daran, den Gefangenen

Nahrung zuzustecken. Hitler-Jungen, Volkssturmangehörige und Teile der Bevölkerung halfen bei der gnadenlosen Jagd auf entflohene Häftlinge.

Sie ermordeten die wieder Eingefangenen oder lieferten sie der SS aus.

 

Die Todesmärsche waren 1945 in Deutschland allgegenwärtig, doch die meisten Deutschen haben von dem Offensichtlichen angeblich nichts gewusst.